ARMIN SCHREIBER |
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Tautra
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Ruine des ehemaligen Klosters Tuterø
Das neue Zisterzienserkloster in Tautra. Eingang unter dem Kreuz, Kapelle rechts. Knapp 2 km
entfernt von der Ruine des ehemaligen Klosters Tuterø, einer 1207
gegründeten Zisterzienser-Abtei, errichteten 1999 amerikanische
Zisterzienserinnen aus Iowa zusammen mit norwegischen Nonnen das Tautra
Mariakloster auf der Insel Tautra im Trondheimfjord. Inzwischen leben
dort – nach den Satzungen der Trappisten – bis zu 18 Nonnen
unterschiedlicher Nationalität, die das „labora“ auf spezielle Weise
erfüllen. Sie produzieren nicht Likör wie die Mönche der Abtei Mariawald
oder Bier und Käse wie im Kloster Orval: Sie sichern ihren
Lebensunterhalt durch Herstellung und Verkauf handgefertigter Cremes und
Seifen.
Erfreulicherweise
haben die Schwestern auch Kombinationen wie Flieder-Kamille oder
Haferflocken-Vanille im Angebot, wobei ihnen als Markenzeichen der
Austernfischer dient, dessen Gefieder dem Habit der Zisterzienserinnen
gleicht. Kommentar von Chestertons Pater Brown: "Humor ist nichts
anderes als eine Erscheinungsform der Religion - nur wer über den Dingen
steht, kann sie belächeln."
Ihre
Erzeugnisse werden auf der heimischen Insel vertrieben, aber auch in
Deutschland(Caritasverband Iserlohn e.V.), in Großbritannien
(Ampleforth Abbey Trading Ltd., York) und in den USA (Monastery
Greetings, Cleveland). Man ist damit eingebunden in die 900jährige
Tradition der Zisterzienser, deren „… et labora“ bereits im Mittelalter
zu überregionalem Handel und einer erstaunlichen Produktpalette führte.
Seit 2006 leben
und arbeiten die Nonnen in neu erstellten Gebäuden. Herz- und Glanzstück
des 80 x 30 Meter großen Klosterareals ist die Kirche, in der die auf
Augustinus´ Hommage an das Tageslicht zurückgehende Forderung der
Zisterzienser aus dem 12. Jahrhundert, in Kirchen allein „weißes Licht“
zu erlauben, in neuer (nordischer) Architektur realisiert wurde. „Gott
ist Licht“, heißt es bei Bernhard von Clairvaux. Während die
mittelalterlichen Basiliken der Zisterzienser vor allem über die
Bogenfenster oberhalb der Dächer der Seitenschiffe beleuchtet wurden,
fällt, ja, stürzt das Licht hier durch das Glasdach, segmentiert
vermittels der Holzbalken einer transparenten Dachkonstruktion, so daß –
deutlich zu sehen auf Fotos im Internet – auf den glatten Holzböden und
Wänden in großer Menge grelle geometrische Reflexe entstehen, was
partiell zur Entgrenzung des Raumes führt.
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Jahreszeit, abhängig auch von Sonnenstand und Wetter – fortwährend
andere Facetten der landschaftlichen Schönheit zum Vorschein bringt:
Lebenselixier für die Nonnen, „denn die Schönheit ist ja“, so Schwester
Hanne-Marie in einem Rundfunk-Gespräch und höflicherweise auf deutsch
formuliert, „eine der Charakteristiken von Gott.“
Altarbereich mit Kerzenhalter (links), Ambo und Ikone (rechts) Dem „weißen
Licht“ ebenso wie der Schönheit der Außenwelt gegenüber offen zu sein!
Um beide Komponenten dieser theologisch-architektonischen Konzeption
optimal zur Geltung zu bringen, wählt Schwering einen genau
austarierten, nahe der Symetrieachse liegenden Blickpunkt im mittleren
Teil der Kirche. Zum einem rückt damit die Landschaft optisch näher; sie
wird sichtbar in ihren Form- und Farbdifferenzierungen und entfaltet –
im wortwörtlichen Sinn – eine heitere Eindringlichkeit, die sich mit
jeder Wendung nach draußen zu erneuern, zu verstärken scheint.
Unterstützt wird dieser Prozeß durch einen radikalen Eingriff: Einen
Teil des Interieurs, d.h., eine Ikone, den Ambo und Kerzenhalter sowie
eine Christusfigur in der Nähe des Altars hat Schwering „weggeräumt“, so
daß sich nicht nur eine weite, unverstellte Sicht auf den Fjord ergibt,
sondern auch ein pures Raumerlebnis vermittelt.
Denn gleichzeitig kommen über diesen Blickpunkt nur der Mittelgang des
Sanktuariums – beidseitig begrenzt durch die Balustrade des Chorgestühls
– und die Wand an der Stirnseite über der Fensterfront ins Bild, auch
hier, noch einmal: ohne die
rituellen Accessoires. Durch die Reduzierung der Reflektionsflächen
verringert sich die Anzahl der Spiegelungen und damit auch die flirrende
Helligkeit. Die auf einigen Fotos zu bemerkende Entgrenzung des Raumes
(s.o.) unterbleibt. Vielmehr werden die räumlichen Gegebenheiten,
verdeutlicht u.a. durch die auf den Fluchtpunkt hin ausgerichteten
Balustraden und den leicht abgeschatteten Fußboden im Altarbereich,
ausdrücklich hervorgehoben.
Mit Schwerings Blick auf den Altar der
Klosterkirche und die sich ringsum zeigenden überschaubar angeordneten
geometrischen Ornamente aus hellem Schein und braunen Schattenflächen
ist ein Moment festgehalten, im dem
die Maxime Zisterziensischer
Kirchen-Architektur – „dem Licht Raum geben“ – auf neue Weise lebendig
wird.
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