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Cover (1972) zu "Lone Sloane", 1970
"Yragaël“, 1973 (ganzseitige Abb.)
Cover (1974) zu "Vuzz", 1973
"Vuzz", 5. Episode
Cover zu "La Nuit", 1976
"La Nuit": Die Dinge kucken zurück
(ganzseitige Abb.
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Cover (1975) zu "Yragaël“, 1973
„Dreckiger Franzose“ ruft man ihm in Spanien
hinterher, wo Philippe Druillet kriegsbedingt die frühen Jahre seiner
Kindheit verbringt. In Paris – dort lebt er ab 1952 mit Mutter und
Großmutter – ist er der „dreckige Spanier“! Verständlich, daß nach
dieser, so Druillet, „ersten Fühlungnahme mit der Gesellschaft“ ein
anderer Kontakt für ihn so überaus wichtig wird: Über die von Gustave
Doré illustrierten Fabeln La Fontaines gerät er in fiktionale Gefilde
und fortan zeichnet er. Zeichnend entflieht er der Alltagsrealität und
erkundet die phantastischen Regionen, in denen sich später sein
graphisches Oeuvre entfalten wird.
„Ich wollte mich aufschwingen, aber ich wußte
nicht, wie ich es machen sollte!“ Bereits während seiner Lehre als
Fotograf – das ewige Ablichten von Brautpaaren vor dem Kirchenportal
empfindet er als „Galeere“ – unternimmt er erste Versuche (1961).
Beeinflußt von Alex Raymond (Flash Gordon), entstehen
altersspezifisch-naive SF-Comics, die allerdings ihren Grundimpetus,
Action und Ambiente expressiv zu steigern, unübersehbar zum Vorschein
bringen. So wird aus Raymonds akkurat fliegender Zigarre,
dem
Flugkörper-Klischee der 50er Jahre, bei Druillet eine beflügelte Rakete
mit emotionaler Schubkraft.
Diese Energie, umgemünzt in künstlerische
Ausdruckswucht, katapultiert ihn in den 70er Jahren in die Spitze der
internationalen SF-Comic-Szene. Seine graphischen Exaltationen –
Le
six voyages de Lone Sloane (Druilllets Alter Ego und Held
zahlreicher Stories), Urm le Fou
(an der linken Schulter eächst
ihm ein zweiter Kopf !), Delirius, Yragaël,Vuzz, La Nuit; die
Salammbô-Trilogie oder der neue Band
Chaos
– lassen sämtliche Konventionen
herkömmlicher Comics hinter sich. Bildergeschichten à la Wildwest im
Weltenraum interessieren ihn nicht. Vielmehr nutzt er die Freiräume des
Genres, um innere Zustände, Halluzinationen, Momente des Außersichtseins
zu visualisieren, gespiegelt in den grandiosen intergalaktischen
Wahrnehmungen seiner Protagonisten. Differenziert kolorierte plastische
Ornamente gekontert durch monochrome Flächen,
Komplementärfarben, Texte als skriptorale Malerei in der Art
barocker Figurengedichte, Massen in Simultanbildern, die zwischen
dinglichen Konglomerationen und abstrakten Mustern changieren, die
extremen Unter- und Aufsichten schließlich: alles, was an Kunstgriffen
zur Verfügung steht, dient allein dem Zweck, die in großformatigen, oft
doppelseitigen Bildern erscheinenden technoiden
Artefakte und organischen
Hypertrophien
in
Zeit dehnende, Raum sprengende Anblicke zu verwandeln. So entstehen –
nach wie vor mit jugendlichem Elan fabrizierte – ekstatische Bilder z.B.
einer „Depot Bleu“ genannten, tobenden, turmförmigen Urmutter, Lone
Sloanes exorbitanter Raumkreuzer „Ô Sidarta“ oder die kosmische Orgel,
deren hoch aufragende Pfeifen an Raketenbatterien und Türme gotischer
Dome erinnern: Nicht zufällig hatten die ersten
Star Wars-Designer
ihr Studio mit Comics von Philippe Druillet tapeziert!
In diesem Monat, kaum zu glauben, wird Druillet 60:
Bon Chance, Druillet!
Kunstzeitung
6/2004
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