ARMIN SCHREIBER |
KUNST-PATERNOSTER |
Index Home Saus und Braus Kunst im Rathaus Impressum Links |
Bernd Schwering: Kunst im Rathaus
|
||
Sechs Ex-Oberbürgermeister sorgen für Irritation | ||
"Porträt Dr. Erich Mix", 2000 "Porträt Rudi Schmitt", 1999 "Porträt Achim Exner", 2000 |
Wovon ein Künstler heutzutage, angesichts eines nach
allen Seiten hin erweiterten Kunstbegriffs, kaum noch zu träumen wagt,
daß nämlich seine Bilder, wenn schon keinen Skandal, so doch wenigstens
einen kleinen Aufruhr erzeugen: dem Maler Bernd Schwering scheint dies
tatsächlich gelungen zu sein. Ihn selbst dürfte das mehr als jeden
anderen verblüfft haben, zumal von den landläufigen Unruhestiftern
keiner im Spiel ist. Keine Rechts- oder Linkslastigkeit, keine
Pornographie! Vielmehr geht es um sechs Oberbürgermeister. Um Porträts,
die Bernd Schwering im Auftrag der Stadt Wiesbaden nach zweijährigen
Vorstudien gemalt hat. Im späten Frühjahr dann: Gelobt von der
Kunstkommission und vom Kämmerer bezahlt, wurde dem Künstler plötzlich
zu verstehen gegeben, man wolle seine Bilder nicht ins Rathaus hängen.
Ein Produkt der
mit den Kommunalwahlen jäh entstandenen Patt-Situation zwischen Rot-Grün
und Schwarz-Gelb? Oder eben doch die Reaktion auf einen Fauxpas des
Künstlers? Bei ersten Nachfragen im Kulturamt und der für Bildende Kunst
zuständigen Referentin herrschte offizielle Funkstille. Kenner der
Wiesbadener Szene indessen favorisieren Vermutung Nr. 2: Offensichtlich
wurde dem Aspekt „Würdenträger“ zu wenig Beachtung geschenkt. Fehlen die
repräsentativen Attribute?
Mangelt es an statuarischer Feierlichkeit? Im Paßbild-Look
bringt Schwering die sechs Ex-Oberbürgermeister - als gewählte, aber
nicht erwählte Zeitgenossen ihrer Epoche - ins Bild: lebendig, als seien
sie allesamt noch im Amt. Die Wirkung entsteht über ein bewußt
inszeniertes, von Bild zu Bild changierendes Wechselspiel zwischen
Plastizität und Fläche, wobei die Präsenz der bis ins kleinste Detail
durchmodellierten Köpfe durch die farbigen Streifen des Hintergrundes
gesteigert wird. Ausdrücklich verzichtet Schwering auf filigrane
Darstellung der Herrenoberbekleidung seiner Protagonisten. Die Köpfe
ruhen auf stark stilisierten Büsten/Podesten – oder sind es
Schneiderpuppen? Ein
dezidierter bildnerischer Hinweis jedenfalls auf die Öffentlichkeit: als
Wirkungsbereich der Dargestellten und Auftraggeber der Porträts.
Schlußendlich ging dann doch alles gut aus. Denn inzwischen liegt eine Nachricht der Kulturdezernentin vor: „Die OB-Portraits des Malers Bernd Schwering werden ab dem 13. November 2001 im Rathaus der Stadt Wiesbaden gezeigt...Ansonsten viele unhaltbare Gerüchte...“.
Nun ja.
Kunstzeitung 10/2001 |
|
HOME | ||
|